Persönlichkeits-Modelle: Schubladendenken oder Schlüssel zum Glück?

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Jede Person entwickelt im Laufe ihres Lebens ihre Persönlichkeit. Manche bewusster als andere; manche absichtlich, manche unbewusst. Gleichzeitig bewerten wir andere Menschen und schließen aus ihren Handlungen auf bestimmte Persönlichkeitsmerkmale. Dies vereinfacht unseren Alltag und hilft uns, Individuen schneller einzuordnen.

Persönlichkeits-Modelle versuchen, die Persönlichkeit eines Menschen zu strukturieren und modellhaft darzustellen. Dazu werden meist Eigenschaften, Verhalten aber auch körperliche Merkmale von Menschen untersucht und in Kategorien eingeordnet. Durch Persönlichkeits-Modelle werden Menschen dazu eingeladen, neue Sichtweisen auf ihr eigenes Selbst zu finden, mehr über sich selbst zu erfahren und nachzudenken, die Fähigkeit zur Metakognition und Reflexion auszubauen und Feedback über sich zu erhalten. Sie sollen lernen, ihre Fähigkeiten und Kompetenzen als Ressourcen zur eigenen Selbstentfaltung zu nutzen. Denn die Erfahrung zeigt: Wo die Stärken eines Menschen nicht mit den Anforderungen der Situation übereinstimmen, gerät der Mensch ins Stocken, entstehen Reibungsverluste, werden Ressourcen verschwendet. Je besser die Menschen sich selbst und andere mit ihren Stärken und Schwächen kennen, desto besser können sie eigenverantwortlich entscheiden, wie sie sich selbst und andere zur optimalen Entfaltung bringen.

Persönlichkeits-Modelle: Eine Erfindung der Antike

Die Persönlichkeiten verschiedener Menschen mithilfe eines Systems darzustellen, ist keine Erfindung der Neuzeit, sondern war schon in der Antike beliebt. Theophrast von Hohenheim alias Paracelsus war einer der ersten, der sich an einer Typologie versuchte. Der wahre Vater der Persönlichkeits-Modelle wie wir sie heute kennen, ist aber ein anderer: Hippokrates. In seiner Temperamentenlehre beschreibt er den Zusammenhang zwischen den Körpersäften und dem Temperament und legte damit den Grundstein für Typologien, die körperliche und seelische Merkmale zusammenbrachten. Ein weiterer bekannter Ansatz wurde vom Tübinger Psychiater Ernst Kretschmer (1888-1964) geprägt. Er entwarf eine Konstitutionslehre, welche Persönlichkeit und Körperbau miteinander verband.

Heute existieren eine Vielzahl von Persönlichkeitstests, die auf unterschiedliche Modelle zurückgreifen und in unterschiedlichen Bereichen eingesetzt werden: in der Personalentwicklung, im Recruiting oder auch in der Schulung von Verkäufern. Es geht bei den meisten Modellen darum, sich selbst besser zu kennen und die eigene Wahrnehmung und die Menschenkenntnis zu verbessern.

Warum?

Um z.B. als Verkäufer besser auf die Bedürfnisse des Kunden eingehen zu können – oder um als Führungskraft möglichst effektiv – und typgerecht Mitarbeiter zu führen. Welche Informationen sind Ihrem Gegenüber wichtig? Sind Sie Autoverkäufer, können Sie Ihren Kunden mit Zahlen, Daten und Fakten langweilen – während er nur bestätigt haben will, wie sehr im Trend das neue Auto liegt, das Sie ihm anbieten. Als Führungskraft braucht Ihr Mitarbeiter vielleicht viel mehr Detailinformationen für die Erledigung einer Aufgabe– Sie wollen aber möglichst wenig vorgeben, um ihn nicht zu bevormunden. Einige Persönlichkeits-Modelle sind sehr einfach verständlich und leicht anwendbar und auf den Alltag übertragbar. Es geht nicht darum, Menschen in Kategorien oder Schubladen einzuordnen, denn jeder Mensch ist individuell. Dennoch gibt ein solches Modell eine Orientierung, die das miteinander Arbeiten und Kommunizieren vereinfachen kann. Wendet man das Modell an, ist man in der Lage, sich zu einem gewissen Grad leichter auf sein Gegenüber einzustellen.

Welche Arten von Persönlichkeitstests gibt es?

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen objektiven und projektiven Persönlichkeitstests. Die objektiven oder psychometrischen Verfahren zeichnen sich dadurch aus, dass die Durchführung und Auswertung nach festen Regeln und im Vergleich mit einer Normstichprobe erfolgt. Im Normalfall gibt es eine Reihe von Fragen, bei denen die betreffende Person die zutreffenden Antworten ankreuzt bzw. jeweils das am meisten und am wenigsten Zutreffende markiert.

Bei den projektiven Tests werden der Person sogenannte "Stimuli", wie z.B. abstrakte Muster, Zeichnungen oder Bilder vorgelegt, die so vage sind, dass sie ganz verschiedene Interpretationsmöglichkeiten zulassen. Der Betrachter bringt bei der Deutung oder Ergänzung dieser Stimuli sich selbst, innere Gefühlszustände, Vorerfahrungen u.ä. ein. In diesen Tests werden die Antworten und Assoziationen dann von demjenigen, der den Test durchführt interpretiert und analysiert. Damit sind die Testergebnisse unter Umständen auch abhängig von der Person des Testenden, denn eine vollkommene Objektivität bei der Auswertung kann natürlich nicht gewährleistet werden. Das bekannteste Verfahren dieser Art ist der Rorschach- Test. Projektive Verfahren werden in Deutschland kaum im Personalbereich eingesetzt.

Zur Verortung des persolog® Persönlichkeits-Modells

Der persolog® Persönlichkeits-Modell verortet sich heute im Bereich der situationstheoretischen Ansätze. Der Unterschied zu den dispositionell-eigenschaftstheoretischen Ansätzen ist, dass persolog nicht den Anspruch hat, distinkte Persönlichkeitsmerkmale zu ermitteln und zu beschreiben, sondern situationsbedingtes Verhalten zu beschreiben.

Persönlichkeits-Modelle sollten nicht dogmatisch gesehen werden. Sie sollen Menschen nicht in Schubladen einordnen, sondern sind Modelle. Und Modelle spiegeln niemals alle Aspekte der Wirklichkeit, sondern stellen Unterschiede und Gemeinsamkeiten systematisch dar. Sie sollen dabei praktikabel, leicht verständlich, kommunizierbar und respektvoll im Umgang mit dem Gegenstand ihrer Untersuchung, dem Menschen, sein.

3 Voraussetzungen für den erfolgreichen Einsatz von Persönlichkeits-Modellen zur Persönlichkeitsentwicklung

Wie können wir nun dazu kommen, Persönlichkeits-Modelle gewinnbringend einzusetzen? Dafür müssen einige Voraussetzungen gegeben sein:

Bereit sein für Veränderung

Würden immer nur gleiche Verhaltensweisen gezeigt, die die gleichen Handlungen nach sich ziehen, dann würden auch immer gleiche Ergebnisse erzielt. Kreative Prozesse, Innovationen und Wachstum wären nicht möglich. Deshalb: Ohne Veränderung gibt es kein Weiterkommen. Das bedeutet womöglich, die eigene Komfortzone zu verlassen und zunächst ins Ungewohnte und Herausfordernde einzutauchen.

Fähigkeiten wahrnehmen wollen

Der Aufbau von Fähigkeiten und das Wissen darüber wird manchmal als anstrengend erlebt. Ein Leben lang unfertig und zugleich fähig zur Weiterentwicklung zu sein, erzeugt auch Druck. Fähigkeiten und Kompetenzen werden gemessen und sind handlungsleitend für den Verbleib in der Arbeitswelt und die Karriereentwicklung. Fähigkeiten sind Ressourcen, die Menschen helfen, ihren Arbeitsalltag zu bewältigen. Persönlichkeits-Modelle sind eine Einladung zur Selbstentwicklung und Entfaltung.

Der Wille, sich auf das Thema einzulassen

Es kann sein, dass den Menschen die Konsequenzen der Veränderungen nicht gefallen. Womöglich ist der Weg steinig. Vielleicht stellen sich Erfolge manchmal langsamer ein, als man sich das wünscht. Ohne dass die Menschen die Veränderungen wirklich wollen, ist an diesen Punkten oft „Game Over“. Auch mithilfe eines Persönlichkeits-Modells müssen die Menschen selbst die Veränderung wollen. Persönlichkeits-Modelle können nur Hilfestellung geben, dass Menschen sich trauen, sich auszuprobieren und neu zu erfinden. Der Mensch muss sich entscheiden, mitzumachen.

 

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