Erwartungen, Enttäuschungen und Vertrauen

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persolog Blog zum Thema Erwartungen, Enttäuschungen und Vertrauen

 

Und welche Rolle D, I, S und G dabei spielen

 

Wie hängen Erwartungen und Enttäuschungen mit unserer Persönlichkeit zusammen? Wie sind die vier Verhaltensdimensionen auf unterschiedlicher Weise beim Thema Erwartungsmanagement herausgefordert? Welche Tipps kann man D, I, S und G für den Umgang mit Erwartungen und Enttäuschungen geben? Und was hat das alles mit Vertrauen zu tun? Am internationalen Online Trainertag 2023 gab Paul Donders, Co-Geschäftsführer von persolog Niederlande, spannende Insights zu diesem Thema. Seit den 1990ern arbeitet er nun schon mit dem Persönlichkeits-Modell und ist Experte in Sachen Führung, Training und Beratung. Seinen Vortrag mit „Aha“-Effekt haben wir in diesem Blog-Artikel zusammengefasst.

In diesem Blog-Artikel werde ich das Wort "Erwartung" mit dem Wort "Vertrauen" in Verbindung bringen: denn wir leben in einer Zeit, in der Vertrauen eine große Rolle spielt. Die Menschen vertrauen der Politik nicht mehr, sie vertrauen ihrem Chef nicht. Die Menschen fühlen sich in ihren Organisationen unsicher. Es wird viel über die Frage "Vertrauen wir, oder nicht? Fühlen wir uns sicher, oder nicht?" gesprochen und tatsächlich ist das Thema der vertrauenswürdigen Organisationen derzeit eines der heißesten. Erwartungen sind also einer der Schlüssel zum Aufbau einer vertrauensvollen Organisation.

 

Herausforderungen des Vertrauens in der organisatorischen Führung

Erst vor ein paar Tagen rief mich der CEO einer großen Gesundheitsorganisation an und sagte: "Paul, wir brauchen sofort Unterstützung. 50 % aller unserer Führungskräfte vertrauen ihrem Direktor nicht mehr." Ich fragte: "Wie ist das möglich?". Er antwortete: "Sie ist eine fantastische und gut organisierte Person, eine großartige Leiterin." Ich dachte, ich hätte etwas verpasst. Wenn sie so großartig ist, warum trauen sie ihr dann nicht mehr?

Die Führungskräfte sagten unter anderem, dass sie sehr affektiv, klar, zuverlässig, aber nicht empathisch sei. Wenn sie mit ihnen sprach, stellte sie zwar all diese tollen Fragen, aber man hatte das Gefühl, dass sie nicht wirklich interessiert war. Sie war nicht an den Menschen interessiert, sondern nur an den Ergebnissen. Diese Situation ist offensichtlich aus dem Ruder gelaufen. Was hier geklärt werden muss, sind die Erwartungen. Was erwarten wir von der Führungskraft? Was erwarten wir von den anderen?

Der persolog® Persönlichkeits-Modell gibt einen wirklich klaren Einblick in das Thema „Erwartungen“. Das hilft zu verhindern, dass Konflikte toxisch werden, denn bei den meisten Konflikten geht es um missverstandene Erwartungen.

 

Warum sind D, I, S & G und Erwartungen so wichtig?

Kurz nach der Corona-Pandemie hieß es in den verschiedensten Berichten, dass 35 % aller Deutschen müde sind und ist man am Arbeitsplatz müde, so ist man schneller gereizt und hat nicht so viel Energie. Und nicht nur das: Es fehlt dann auch an Zeit und an Resilienz. Wir leben in einer Post-Covid-Phase, mitten in der Kriegszeit. Wir leben in einer Unsicherheit, in der die Menschen müde sind und eine gewisse Sicherheit brauchen. Ein anderer CEO einer großen Gesundheitsorganisation sagte: "Wir sehen das Jahr 2025 als das Canyon-Jahr an, in dem alles untergehen wird. Wir befinden uns auf einer Abwärtsspirale und 2025 werden wir den Tiefpunkt erreichen. Finanziell, arbeitsmäßig, aus Mangel an Leuten, die für uns arbeiten können. Wir hoffen, dass es nach 2025 wieder aufwärts geht." Die Menschen wissen nicht, wie sie 2025 überleben sollen, sollte das stimmen. In solch einem Umfeld sehnen sich die Menschen nach dem, was wir die "High Trust Organisation" nennen. Ein Ort, an dem Vertrauen herrscht und man in den nächsten Jahren wirklich gut arbeiten kann.

 

Was genau ist eine „High Trust Organisation“?

Eine „High Trust Organisation“ ist eine Organisation, in der die Beziehungen zwischen den meisten Beteiligten von gegenseitigem Vertrauen, Respekt und Engagement getragen werden. In einer "High Trust Organisation" gibt es 74 % weniger Stress, 106 % mehr Energie am Arbeitsplatz, 50 % höhere Produktivität, 76 % mehr Engagement, 29 % mehr Zufriedenheit im Privatleben und 40 % weniger Burnout (Zahlen von Paul Zak - HBR, verglichen mit "Low Trust Organisations").

Aber: Wie kann man Vertrauen überhaupt aufbauen? Und wie sind Vertrauen und Erwartungen miteinander verknüpft?

 

Hier sind 3 psychologische Elemente, die man braucht, um jemandem zu vertrauen:

  • Authentizität: "Ich erlebe dich als den, der du wirklich bist."
  • Empathie: "Ich glaube, dass du wirklich an meinem Wohlergehen und meinem Erfolg interessiert bist."
  • Logik: "Ich weiß, dass du dein Versprechen halten wirst, und dass du darin berechenbar und zuverlässig bist."

 

Was das für D, I, S und G bedeutet:

Wenn eines dieser 3 Elemente nicht gegeben ist, ist es nicht möglich, einer Person zu vertrauen. Wenn wir also Vertrauen zueinander aufbauen wollen, müssen wir an unserer persönlichen Authentizität, Empathie und Logik arbeiten. Erwartungen spielen hier eine Rolle: Eine Person mit dominanter oder Gewissenhaftigkeit Verhaltensdimension hat keine so hohen Erwartungen an Empathie, ganz nach dem Motto: "Es ist gut genug, wenn ich so bin, wie ich bin, wenn ich etwas liefere."

Menschen mit stetiger Verhaltensdimension legen mehr Wert auf Empathie und Authentizität, aber auch Logik. Sie brauchen das ganze Paket.

Menschen mit initiativer Verhaltensdimension sind gerne authentisch und empathisch, Logik brauchen sie aber nicht so sehr. Alle vier Verhaltensdimensionen haben also unterschiedliche Elemente, aber wenn ich das Vertrauen eines anderen Menschen gewinnen will, muss ich alle 3 Elemente ausbauen.

 

Um dauerhaftes Vertrauen aufzubauen, müssen Erwartungen geklärt werden:

1. Was erwarte ich von dir?

2. Was erwartest du von mir?

3. Was erwarten wir von uns?

4. Wie realistisch sind unsere Erwartungen?

Was bedeutet das für uns, insbesondere in Bezug auf D, I, S und G?

 

Betrachten wir den Zusammenhang zwischen „Erwartungen anderer“ und „Erwartungen an mich selbst“ im Kontext der Verhaltensdimensionen:

 

  • Menschen mit hohem Dominanz-Anteil haben hohe Erwartungen an andere, aber niedrige Erwartungen an sich selbst. Manche Menschen denken, dass Menschen mit dominanter Verhaltensdimension hohe Erwartungen an andere und an sich selbst haben, weil sie so viel arbeiten. Das stimmt aber nicht. Sie sind wirklich gut darin, anderen Arbeit zu geben, Erwartungen an sie zu stellen und dann Golf zu spielen, weil sie Freiheit haben wollen. Und wer Freiheit haben will, darf keine zu hohen Erwartungen an sich selbst stellen.

 

  • Menschen mit initiativer Verhaltensdimension, haben geringe Erwartungen an andere – denn „Initiativ“ möchte Menschen glücklich machen und mit ihnen in Kontakt treten, also drängt er sie nicht – und auch an sich selbst. Sie wollen auch Freiheit, sie wollen nicht kontrolliert werden. Das geringe Maß an Erwartungen an „Initiative“ bedeutet also ein geringeres Maß an Enttäuschungen. Darum ist I am optimistischsten. I neigt auch dazu, sich von allen am schnellsten zu regenerieren, weil I nicht zulässt, dass etwas zu sehr an ihn/sie herankommt.

 

  • "Stetig" hat geringe Erwartungen an andere – weil er keine Konflikte will und Menschen nicht drängen möchte. Er möchte Kontakte knüpfen, er möchte zusammenarbeiten. "S" hat aber auch hohe Ansprüche an sich selbst: „Ich übernehme Verantwortung. Ich möchte für dich da sein.“

 

  • Menschen mit viel Gewissenhaftigkeit haben hohe Erwartungen an andere und an sich selbst. Sie wollen, dass andere Qualität liefern und halten, was sie versprechen. Aber "G" liebt Qualität auch so sehr, dass er sie auch liefern will. „G“ hat also die höchsten Erwartungen und damit die meisten Enttäuschungen im Leben, was es nicht einfach macht, optimistisch zu sein.

Wir können festhalten: Erwartungen und Enttäuschungen sind miteinander verknüpft. Man kann sie nicht teilen.

 

Die 5 besten D, I, S und G-Tipps im Umgang mit Erwartungen und Enttäuschungen in Bezug auf mich selbst:

1. Entdecke deine einzigartigen Stärken: Du weißt, dass es Dinge gibt, die du sehr gut kannst und die dir dabei helfen, diese Erwartungen zu erfüllen.

2. Akzeptieren deine Grenzen mit Anmut: D, I, S und G und alle Kombinationen haben Grenzen. Sie mit Anmut anzunehmen, wird dir helfen, mit dir selbst umzugehen.

3. Traue dich, du selbst zu sein: Menschen, die ein hohes Maß an Erwartungen und Enttäuschungen in sich haben, werden, wenn sie so oft von sich selbst enttäuscht werden, keinen Mut mehr haben. Werde mutiger! (SG, S, G).

4. Trainiere gesundes Verhalten, das dir hilft, aufzustehen: Wie können D, I, S und G in ihrer Arbeit und im Umgang mit den Erwartungen wachsen?

5. Trainiere einen Lebensstil der Dankbarkeit und schreibe alles auf, wofür du dankbar bist.

 

 

Die 5 besten D, I, S und G-Tipps zum Umgang mit Erwartungen und Enttäuschungen im Bezug auf andere:

1. Akzeptiere, dass dich andere nie wirklich verstehen können.

2. Beginne damit, nach den Stärken anderer zu suchen.

3. Erweitere deine Empathie-Fähigkeit – sei wirklich daran interessiert und engagiere dich dafür, das Wohlergehen und den Erfolg anderer zu unterstützen.

4. Stelle offene und fundierte Fragen mit echtem Interesse an der Person.

5. Starte ein Dankbarkeitstagebuch.

 

Um dauerhaftes Vertrauen aufzubauen, müssen Erwartungen geklärt werden. Was erwarte ich von dir? Was erwartest du von mir? Was erwarten wir von uns? Wie realistisch sind unsere Erwartungen?

~ Paul Donders

 

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