Mental Load reduzieren: Wie Unternehmen ihre Mitarbeitenden unterstützen können

Mental Load

In der heutigen Arbeitswelt ist Stress ein zentrales Thema. Unternehmen sprechen oft über der Resilienz zu finden, Zeitmanagement und Burnout-Prävention. Doch ein Aspekt, der häufig übersehen wird, ist Mental Load. Dieser unsichtbare Stressfaktor spielt eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, den täglichen Druck zu bewältigen – sowohl im Berufs- als auch im Privatleben. In diesem Blog-Beitrag erklären wir, was Mental Load ist und wie Unternehmen ihre Mitarbeitenden dabei unterstützen können, diesen zu reduzieren.

Was ist Mental Load?

Mental Load beschreibt die unsichtbaren Aufgaben, die ständig im Hintergrund ablaufen und für die wir häufig die Verantwortung übernehmen, ohne dass sie offiziell an uns delegiert wurden. Dabei geht es nicht nur um berufliche Aufgaben, sondern auch um die kleinen, oft unscheinbaren Dinge im Privatleben, die sich summieren. Diese To-Do-Listen im Kopf sind schwer greifbar und sorgen dafür, dass wir abends im Bett oder auf der Couch immer noch darüber nachdenken, ob wir etwas vergessen haben.

Ein typisches Beispiel für Mental Load im Arbeitsumfeld: Eine Kollegin geht in den Mutterschutz, und jemand aus dem Team fühlt sich verantwortlich, einen Abschied zu organisieren. Diese Aufgabe klingt auf den ersten Blick harmlos, doch sobald man sich mit den Details beschäftigt, wie Geschenk besorgen, Geld einsammeln, Raum reservieren, wird klar, wie viele kleine Aufgaben sich daraus ergeben – und das, obwohl diese Arbeit in keiner offiziellen Stellenbeschreibung steht.

Wie Mental Load entsteht

Mental Load entsteht, weil Menschen oft Verantwortung für Dinge übernehmen, ohne dass diese explizit zu ihren Aufgaben gehören. Es ist die Summe der vielen kleinen To-Dos, die aus verschiedenen Lebensbereichen – Beruf, Familie, Freunde, Hobbys – auf uns zukommen. Diese Aufgaben vermischen sich und führen dazu, dass wir uns immer weiter unter Druck setzen.

Ist Mental Load ein Frauenthema?

Mental Load wird oft als ein Thema betrachtet, das vor allem Frauen betrifft, insbesondere berufstätige Mütter. Das liegt daran, dass nach wie vor viele Familien eine traditionelle Rollenverteilung wählen, sobald Kinder da sind. Studien zeigen, dass Frauen in der Regel einen größeren Anteil an der Organisation des Familienlebens übernehmen, zusätzlich zu ihren beruflichen Aufgaben. Allerdings betrifft Mental Load auch Männer, Singles oder kinderlose Paare. Jeder kann unter Mental Load leiden – es ist ein strukturelles Problem und kein rein geschlechtsspezifisches.

Die Folgen von Mental Load

Die Belastungen durch Mental Load können weitreichende Auswirkungen auf die psychische und körperliche Gesundheit haben. Mitarbeitende, die unter einem hohen Mental Load leiden, sind oft gestresst und haben Schwierigkeiten, zwischen wichtigen und unwichtigen Aufgaben zu unterscheiden. Dadurch wird der Stresspegel kontinuierlich erhöht, was zu Problemen wie Schlaflosigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Rückenschmerzen und einem Gefühl der Überforderung führen kann.

Ein weiteres Problem ist, dass sich fehlende Anerkennung für diese unsichtbare Arbeit stark auf das Wohlbefinden auswirken kann. Menschen, die sich ständig für Dinge verantwortlich fühlen, ohne dafür Dank oder Wertschätzung zu erhalten, sind besonders anfällig für Burnout.

Wie können Unternehmen Mental Load reduzieren?

Um Mitarbeitende vor den negativen Folgen von Mental Load zu schützen, können Unternehmen proaktiv Maßnahmen ergreifen. Hier sind einige Strategien, die helfen können, Mental Load im Arbeitsalltag zu reduzieren:

  1. Selbstreflexion - Die eigene Rolle im Mental Load erkennen: Zuallererst ist die individuelle Selbstreflexion entscheidend. Mitarbeitende sollten sich bewusst machen, welche persönlichen Glaubenssätze und Antreiber den eigenen Mental Load beeinflussen. Wer zum Beispiel das Gefühl hat, dass er oder sie nur dann wertgeschätzt wird, wenn alle Aufgaben perfekt erledigt sind, wird es schwer haben, Verantwortung abzugeben.
    Perfektionismus und der Wunsch, es allen recht zu machen, sind häufige Ursachen für Mental Load. Unternehmen können durch Coachings und Selbstreflexionsübungen dabei helfen, diese inneren Antreiber zu erkennen und zu hinterfragen.
  2. Aufgaben und Verantwortung sichtbar machen: Ein zentraler Ansatz, um Mental Load zu reduzieren, besteht darin, unsichtbare Aufgaben sichtbar zu machen. Das bedeutet, dass Unternehmen klar definierte Verantwortungsbereiche schaffen sollten. Ein Beispiel dafür ist die „Ministerposten“-Vergabe: In einem Team wird eine Person als „Minister“ für eine spezifische Aufgabe, wie die Organisation der Teeküche, bestimmt. Diese Person ist verantwortlich für alle Belange rund um die Teeküche, kann jedoch Aufgaben an andere delegieren. Wichtig ist, dass die Verantwortung transparent ist und klar geregelt wird.
  3. Förderung von Delegationsfähigkeiten: Viele Menschen, die unter Mental Load leiden, haben Schwierigkeiten, Aufgaben abzugeben. Unternehmen sollten daher Workshops oder Schulungen anbieten, in denen Mitarbeitende lernen, Aufgaben und Verantwortung effektiv zu delegieren. Es reicht nicht, Aufgaben zu verteilen – die Verantwortung muss ebenfalls klar geregelt werden, damit die delegierende Person wirklich entlastet wird.
  4. Workshops zum Thema Mental Load und Stressmanagement: Unternehmen können ihre Mitarbeitenden durch Workshops und Schulungen zum Thema Mental Load unterstützen. Diese sollten nicht nur die Entstehung und Auswirkungen von Mental Load erklären, sondern auch praktische Techniken vermitteln, wie man diese unsichtbaren Aufgaben besser managen kann. Besonders wichtig ist es, Mitarbeitenden zu helfen, Grenzen zu setzen und zu lernen, dass nicht jede Aufgabe sofort erledigt werden muss.
  5. Prävention durch eine offene Unternehmenskultur: Eine Unternehmenskultur, die Offenheit und Transparenz fördert, kann Mental Load deutlich reduzieren. Mitarbeitende sollten sich ermutigt fühlen, Hilfe einzufordern, ohne dabei das Gefühl zu haben, dass sie als weniger kompetent wahrgenommen werden. Dies lässt sich durch regelmäßige Retrospektiven und Teamgespräche umsetzen, bei denen Arbeitsprozesse und Verantwortlichkeiten immer wieder überprüft und angepasst werden.
  6. Förderung von Work-Life-Balance: Um Mental Load zu reduzieren, ist es wichtig, dass Unternehmen aktiv eine gute Work-Life-Balance fördern. Flexible Arbeitszeiten, die Möglichkeit zum Homeoffice und Maßnahmen zur Stressreduktion, wie etwa Meditationskurse oder Sportangebote, können den Mitarbeitenden helfen, den Kopf freizubekommen und den Arbeitsdruck zu mindern.

Mental Load und die psychische Gesundheit

Der Zusammenhang zwischen Mental Load und der psychischen Gesundheit sollte nicht unterschätzt werden. Mitarbeitende, die unter permanentem Druck stehen, sind anfälliger für Burnout und andere stressbedingte Erkrankungen. Unternehmen sollten deshalb nicht nur Maßnahmen zur Reduktion von Mental Load einführen, sondern auch die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeitenden durch Betriebsärzte, Mentoring-Programme oder externe Beratungsstellen fördern.

Ad-hoc-Tipps zur Reduzierung von Mental Load im Arbeitsalltag

Hier sind einige praktische Tipps, die Unternehmen und Mitarbeitende direkt anwenden können, um den Mental Load zu verringern:

  • Priorisierung von Aufgaben: Wichtiges von Unwichtigem trennen.
  • Regelmäßige Pausen: Kurz abschalten, um den Kopf freizubekommen.
  • Delegation üben: Verantwortlichkeiten und Aufgaben klar verteilen.
  • Offene Kommunikation: Den Austausch im Team fördern und Mental Load als Thema ansprechen.
  • Stressmanagement-Techniken: Achtsamkeitsübungen oder Atemübungen zur Entspannung anwenden.

Gemeinsam Mental Load reduzieren

Mental Load betrifft uns alle – sowohl im Beruf als auch im Privatleben. Um den Stress im Arbeitsalltag nachhaltig zu reduzieren, ist es entscheidend, dass Unternehmen dieses Thema nicht nur erkennen, sondern auch gezielte Maßnahmen zur Reduktion ergreifen. Mit den richtigen Strategien und der Sensibilisierung aller Mitarbeitenden kann Mental Load verringert und ein gesünderes Arbeitsumfeld geschaffen werden. Gemeinsam können wir Mental Load sichtbar machen und aktiv dagegen vorgehen.

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