Goldene Regeln für Trainer:innen

Goldene Regeln für Trainerinnen und Trainer

Manches wurde vor langer Zeit gelernt und sollte selbstverständlich sein. Anderes hat sich mittlerweile im Seminaralltag verändert. Führe dir mithilfe unserer Kurzserie noch mal vor Augen, was für Trainierende als "goldene Regeln" verinnerlicht sein sollte. Diese goldenen Regeln beziehen sich auf Präsenz-Trainings. In Live-Online Trainings gibt es weitere Regeln zu beachten.

Schaffe ein informelles Klima

Ein Seminar ist wirkungsvoller, wenn du eine persönliche Atmosphäre schaffst:

  • Sprich alle Teilnehmenden mit Namen an. Wenn du den Namen eines Teilnehmenden nicht weißt, frage ihn danach. Die meisten Menschen fühlen sich geschmeichelt, wenn man Interesse an ihrem Namen zeigt.
  • Anstatt vor der Gruppe zu stehen, kannst du (je nach Situation) versuchen, in Augenhöhe der Teilnehmenden zu sitzen (z. B. indem du dich auf einen Stuhl setzt, jedoch nicht hinter einen Tisch). Eine informellere Haltung hilft dir und den Teilnehmenden, sich zu entspannen. Vermeide Barrieren zwischen dir und der Gruppe.
  • Sitze, stehe und laufe ganz bewusst, je nachdem, an welcher Stelle des Seminars bzw. der Diskussion du gerade bist. Die veränderte Körperhaltung des Trainierenden steuert die Gruppe.
  • Mit Humor bricht man das Eis am leichtesten. Falsch eingesetzt, kann der Schuss aber auch nach hinten losgehen. Es ist meist besser, Humor gegen sich selbst einzusetzen als gegen andere. Wenn du über dich selbst lachen kannst, ohne zu selbstkritisch zu erscheinen, verfügst du über ein wertvolles Instrument zur Entspannung der Gruppe.
  • Augenkontakt ist besonders wichtig für einen neuen Trainer, aber oft tun sich sogar erfahrene Trainierende damit schwer. Manchmal ist es aus unerfindlichen Gründen so, dass Menschen, denen im Einzelgespräch der Augenkontakt leicht fällt, in der Gruppensituation aus dem Fenster, an die Decke oder an die Wand schauen – nur nicht in die Augen der Teilnehmenden. Guter Augenkontakt ist äußerst wichtig. Darin liegt oft der Unterschied, ob der Trainierende mit den Menschen spricht oder nur auf sie einredet.

Zur aktiven Teilnahme ermutigen

Die Ermutigung Einzelner zur aktiven Teilnahme ist eine goldene Regel und eine wichtige Fähigkeit, die erlernbar ist:

  • Eine geeignete Methode ist offene Fragen zu stellen. Vermeide Fragen, die eine eindeutige Antwort haben. Verwende lieber Fragen, die zum Nachdenken anregen und verschiedene Interpretationen zulassen. Viele Trainierende haben die Befürchtung, dass sie eine Frage stellen könnten, auf die niemand eine Antwort geben wird. Das passiert manchmal. Es kann vorkommen, dass du eine Frage stellst und dann den Teilnehmenden nicht genug Zeit gibst, um ihre Antwort zu formulieren. Durch unsere Gespräche auf Partys und anderen Veranstaltungen haben wir es gelernt, jede Pause in einem Gespräch mit Worten zu füllen. Wenn du im Training also eine Frage stellst und dann fünf Sekunden lang Schweigen im Raum ist, könnte dich das dazu verleiten, einfach weiterzureden. Beuge dem vor, indem du in Gedanken bis zehn zählst, bevor du das Thema wechselst. Meistens meldet sich jemand, bevor du bei acht angelangt bist.
  • Wenn du Probleme hast, freiwillige Wortmeldungenzu bekommen, hilft manchmal eine humorvolle Bemerkung mit einem entspannten, fröhlichen Lächeln. Die Kunst, freiwillige Wortmeldungen zu bekommen, ist eine wichtige Fähigkeit für Trainierende. Natürlich melden sich manche Teilnehmende mehr als andere, aber auch stille Menschen genießen es zuweilen, wenn ihnen Aufmerksamkeit geschenkt wird. Halte Ausschau nach nonverbalen Zeichen: ein Zucken in den Augenbrauen, ein interessierter Gesichtsausdruck, eine zaghafte Handbewegung. Diese Signale bedeuten oft, dass jemand gefragt werden möchte. Andererseits solltest du niemanden zum Reden auffordern, der einen unwilligen Eindruck macht.

Vermeide Druck und bleib positiv

Eine weitere goldene Regel ist es, Druck zu vermeiden und etwas Positives in den Antworten zu finden
 
  • Lass dich von dem Schlüsselsatz leiten: Niemanden blamieren oder unter Druck setzen. Wenn du häufiger Probleme hast, die Menschen zur Teilnahme zu animieren, solltest du dich nach dem Warum fragen. Sind die Teilnehmenden gelangweilt? Ist mehr Information nötig? Sind die Fragen interessant genug, dass die Mühe des Antwortens sich lohnt? Versuche, dich in die Lage der Teilnehmenden zu versetzen.
  • Wenn die Teilnehmenden eine Frage beantworten oder ein Thema kommentieren, gehen sie ein Risiko ein. Wenn dieses Risiko auch noch bestraft wird, werden sie das nächste Mal weniger riskieren. Deshalb solltest du etwas Positives in der Antwort der Teilnehmenden finden. Das bedeutet nicht, dass du unehrlich sein und alles kritiklos hinnehmen musst. Aber du solltest den Beitrag des Einzelnen würdigen. Gib eine ausgewogene Antwort, die auch den Wert des Beitrags berücksichtigt.
  • Eine weitere, noch einfachere Methode der positiven Verstärkung liegt darin, sich für den Beitrag zu bedanken. Oft ist es hilfreich, wenn du mit eigenen Worten wiederholst, wie du den Beitrag des Teilnehmenden verstanden hast. Zunächst kannst du so prüfen, ob du den Sinn der Frage oder der Aussage richtig verstanden hast. Zweitens kannst du während der Wiederholung darüber nachdenken, wie du antworten wirst. Drittens kannst du sicherstellen, dass der Rest der Gruppe die Aussage oder Frage verstanden hat, bevor sie deine Antwort hört.

Spiele nicht den Experten

Wenn du das versuchst, wirst du manchen „Reinfall“ erleben. Wenn Trainierende so tun, als hätten sie alle Antworten, werden manche Teilnehmende versuchen, sie zu Fall zu bringen.

  • • Sage der Gruppe, dass du auf Hilfe und Mitarbeit angewiesen bist und keinen Anspruch darauf erhebst, alle Antworten zu kennen. Erwachsene Lernende fühlen sich in einem kooperativen Lernklima mit einem Trainierenden am wohlsten, den sie als Kollegen ansehen. Du brauchst nicht den Experten zu spielen, sondern kannst „Mitlernender“ sein.
  • Manchmal versuchen Teilnehmende, dich in die Rolle des Experten zu drängen, indem sie Antworten auf Fragen erwarten, die sie selbst nicht beantworten wollen, oder Lösungen von Problemen möchten, die sie selbst nicht lösen können. Lasse dich nicht darauf ein. Gib die Frage stattdessen gleich an die Gruppe weiter, etwa so: „Das ist eine gute Frage. Ich bin gespannt, wie die Gruppe darauf antwortet. Wer ist bereit, den Anfang zu machen?“ Diese Technik fördert die Teilnahme der Gruppe am Lernprozess und zwingt die Teilnehmenden, eigene Antworten zu entwickeln. Wenn du selbst eine schnelle, glatte Antwort gibst, könnte das die Aktivität ersticken und das kreative Denken verhindern.

Gib Beispiele

Jeder liebt Anekdoten und Geschichten. Sie sind die „Triebkraft der Überzeugungsarbeit“. Gute Beispiele sind ebenfalls eine goldene Regel für Trainer:innen. 

  • Wenn du versuchst, deinen Teilnehmenden einen Sachverhalt abstrakt zu erläutern, kannst du dabei zusehen, wie deren Aufmerksamkeit abnimmt. Probiere dann, den gleichen Inhalt mit einem Beispiel zu erklären. Ein visuelles Beispiel sagt mehr als tausend Worte! Es wird dich vielleicht überraschen, wie schnell die Aufmerksamkeit wieder hergestellt ist.
  • Gute Beispiele sind meistens echt, lebendig, situationsgemäß und auf Menschen bezogen. Wo es möglich ist, verwende am besten Begebenheiten aus deiner beruflichen oder privaten Erfahrung, die du an die Bedürfnisse der Gruppe anpasst. Anekdoten über andere kannst du auch verwenden, wenn du darauf achtest, dass niemand brüskiert oder blamiert wird.

Halte dich an den Zeitplan

Du wirst feststellen, dass das Seminar reibungsloser abläuft und unterhaltsamer ist, wenn du dich an den Zeitplan hältst. Achte auf folgende Probleme, die zu einer Planabweichung führen können:

    • Vermeide es, dass die Teilnehmenden durch Handys gestört werden. Sie behindern den Seminarablauf und die Konzentration der Teilnehmenden. Bitte die Teilnehmer, die Smartphones stumm zu schalten und wegzupacken
    • Beginne das Seminar pünktlich. Stelle sicher, dass Pausen und Schlusszeit eingehalten werden. Lässt sich ein verspäteter Beginn nicht vermeiden, halte den Zeitplan ein, indem du die Einführung kürzt und direkt zur Besprechung des Kernthemas übergehst.
    • Teile den Seminarteilnehmenden mit, wann Kaffee- und Mittagspause jeweils beendet sind. Wenn einige Teilnehmende sich verspäten, beginne ohne sie. Betone bei der Ankündigung der nächsten Pause, dass die Teilnehmenden pünktlich zurückkehren sollen, da noch viele Inhalte durchgesprochen werden müssen und du im Zeitplan bleiben willst.
    • Wenn du dennoch hinter den Zeitplan zurückfällst, verzichte auf die Aktivitäten, die du bei der Vorbereitung als optional markiert hast. Wenn später noch Zeit bleibt, kannst du die Elemente, die du nur kurz angesprochen hast, eingehender behandeln. Denke jedoch immer an den Zeitplan. Es ist viel wichtiger, das Seminar pünktlich zu beenden, als jedes Seminarelement durchzunehmen.

Achte auf die Zeit bei Diskussionen

Letzte (aber nicht unwichtige) goldene Regel für Trainer:innen: Setze ein Zeitlimit und sei streng damit.

 

  • Überschreite bei Diskussionen nicht den Zeitrahmen. Wenn zu viele Verzögerungen auftreten, kannst du nicht alle Aktivitäten in der vorgegebenen Zeit durchführen. Begrenze Diskussionen auf ein vorher festgelegtes Zeitlimit. Wenn eine Diskussion besonders gut und lebendig ist, kannst du die Zeit bei diesem Thema verlängern. Breche die Diskussion aber danach ab.
  • Einige Beispiele, wie du mit ausschweifenden Rednern umgehen und in die Länge gezogene Diskussionen abkürzen kannst:
    „Es tut mir leid, aber wir müssen die Diskussion jetzt abbrechen. Wir können während der Pause weiter über dieses Thema diskutieren.“
    „Wir sollten jetzt zum Abschluss kommen, damit wir alle anstehenden Themen behandeln können.“
    „Frau Müller, würden Sie bitte das Gesagte zusammenfassen, bevor wir zum nächsten Punkt übergehen?“
    „Bevor wir weitermachen, fasse ich kurz zusammen, was wir gesagt haben.“'
    „Die Diskussion war wirklich interessant. Ich glaube, wir sollten während der Pause weiter über dieses Thema sprechen.“
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