Als Führungskraft oder Coach weißt du sicher, wie wichtig ein starkes und belastbares Team für den Erfolg eines Unternehmens ist. Doch neben einer klaren Kommunikation und effektiven Arbeitsprozessen gibt es einen weiteren entscheidenden Faktor, der oft vernachlässigt wird: die psychologische Sicherheit. Doch was genau ist psychologische Sicherheit? Warum ist sie so wichtig für die Teamresilienz, und wie können Führungskräfte und Coaches sie gezielt fördern? Das erfährst du in diesem Artikel.
Was ist psychologische Sicherheit?
Gemäß der renommierten Harvard-Verhaltensforscherin Amy C. Edmondson ist psychologische Sicherheit die Überzeugung innerhalb eines Teams, dass zwischenmenschliche Risiken sicher eingegangen werden können. Unter psychologischer Sicherheit versteht man die Gewissheit jedes einzelnen Teammitglieds, dass es sich in einer Gruppe frei äußern und einbringen kann, ohne Angst vor negativen Konsequenzen zu haben. Es geht also darum, dass sich jedes Teammitglied akzeptiert fühlt und keine Angst haben muss, für seine Meinung oder Ideen kritisiert oder bestraft zu werden.
Die drei wesentlichen Aspekte der psychologischen Sicherheit
Laut den Psychologen Jasmine Zahno und Joseph Perlrine umfasst psychologische Sicherheit drei zentrale Elemente, die für ein gut funktionierendes und krisenfestes Team unverzichtbar sind:
- Verantwortung übernehmen: Klarheit über die Mission und ausreichende Kompetenz befähigen Teammitglieder, Verantwortung für ihre Arbeit und deren Resultate zu übernehmen.
- Verletzlichkeit zeigen: Ein offener Umgang mit Unsicherheiten und das gegenseitige Teilen von Erlebnissen schaffen eine tiefe Vertrauensbasis.
- Vertrauen schenken: Ohne Angst vor Benachteiligung können sich Teammitglieder aufeinander verlassen – eine Grundvoraussetzung jeder erfolgreichen Zusammenarbeit.
Die beiden Forschenden betonen, dass gegenseitiges Vertrauen und Respekt innerhalb des Teams essenziell sind, um eine Atmosphäre der Offenheit zu schaffen.
Warum ist psychologische Sicherheit wichtig für die Teamresilienz?
Mehrere Studien haben gezeigt, dass eine hohe psychologische Sicherheit maßgeblich zur Teamresilienz beiträgt. Teams mit einer hohen psychologischen Sicherheit sind besser in der Lage, mit Veränderungen und Herausforderungen umzugehen, da sie ein unterstützendes und konstruktives Arbeitsumfeld haben. Zudem fördert eine hohe psychologische Sicherheit die Innovation und Kreativität im Team, da sich jedes Mitglied traut, neue Ideen einzubringen. Die Vorteile im Überblick:
- Förderung von Innovation: Teams fühlen sich ermutigt, neue Ideen zu entwickeln, da sie keine Angst vor Fehlern haben.
- Schnellere Problemlösung: Offene Kommunikation ermöglicht es, Schwierigkeiten frühzeitig zu identifizieren und gemeinsam Lösungen zu finden.
- Stärkere Bindung: Teammitglieder, die Vertrauen und Unterstützung erfahren, sind weniger gestresst, engagierter und loyal.
- Effektives Lernen: Eine Kultur, die Fehler als Lernmöglichkeiten betrachtet, treibt kontinuierliche Verbesserung voran.
Wie kann ich die psychologische Sicherheit stärken?
Als Führungskraft hast du großen Einfluss auf die psychologische Sicherheit deines Teams. Auch als Trainer:in oder Coach kannst du mit Teams gezielt an der Stärkung der psychologischen Sicherheit arbeiten. Hier sind einige Tipps, wie du sie fördern kannst:
- Schaffe eine offene Kommunikationskultur: Gib deinem Team Raum für konstruktive Diskussionen und höre aktiv zu. Zeige Verständnis für unterschiedliche Meinungen und ermutige dein Team, sich auszusprechen.
- Achte auf deine Wortwahl: Vermeide herablassende oder aggressive Sprache und ermutige stattdessen zu konstruktiver Kritik und Feedback.
- Sei ein Vorbild: Zeige selbst Offenheit und Ehrlichkeit und sei bereit, dich auch selbst zu reflektieren und Fehler einzugestehen.
- Fördere Diversität: Unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen tragen zur Innovation bei. Achte darauf, dass jedes Teammitglied respektiert und einbezogen wird, unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder Hintergrund.
- Setze klare Regeln: Definiere gemeinsam mit deinem Team Verhaltensregeln für eine offene und respektvolle Kommunikation und halte dich selbst auch daran.
Praktische Übung zur Stärkung der psychologischen Sicherheit: Der "Safe Space"-Check-in
Um die psychologische Sicherheit in einem Team nachhaltig zu fördern, kannst du als Führungskraft oder Coach die folgende Reflexionsübung nutzen.
Eine effektive Methode, um psychologische Sicherheit zu stärken, ist der "Safe Space"-Check-in. Diese Übung kann zu Beginn eines Meetings oder Workshops eingesetzt werden:
Ablauf:
- Einladung zur Reflexion: Bitte jedes Teammitglied, kurz zu reflektieren, wie sicher es sich fühlt, eigene Meinungen und Fehler in der Gruppe zu teilen.
- Anonyme Feedbackrunde: Nutze digitale Tools oder Karten, auf denen jeder anonym auf einer Skala von 1 (unsicher) bis 10 (sehr sicher) seine Einschätzung abgibt.
- Austausch und Verbesserung: Bespreche die Ergebnisse offen im Team. Was führt zu Unsicherheit? Was kann verbessert werden?
- Verbindliche Maßnahmen ableiten: Definiere konkrete Schritte mit dem Team, um eine noch sicherere Teamumgebung zu schaffen.
Diese Übung sensibilisiert das Team für die Aspekte der psychologischen Sicherheit und zeigt konkrete Verbesserungsmöglichkeiten auf.
Psychologische Sicherheit als Wettbewerbsvorteil
Psychologische Sicherheit ist kein "weiches" Thema, sondern ein entscheidender Faktor für die Leistungsfähigkeit und Widerstandskraft von Teams. Unternehmen, die psychologische Sicherheit aktiv fördern, profitieren von kreativeren, engagierteren und resilienteren Teams. Führungskräfte und Coaches haben es in der Hand, eine vertrauensvolle und offene Teamkultur zu gestalten – und damit die Grundlage für nachhaltigen Erfolg zu legen.
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