Es gibt Momente, in denen das Leben äußerlich weiterläuft, aber innerlich hast du das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Etwas passiert, das dich erschüttert. Ein Bruch. Eine Entscheidung, die dir entgleitet. Ein Verlust, den du nicht kommen sahst.
Und plötzlich entsteht in dir eine zweite Welt:
Gedanken, die sich verselbstständigen.
Gefühle, die schneller sind als jede Erklärung.
Szenarien, die dich überrollen, bevor sie wahr sind.
Du funktionierst noch. Du erscheinst noch. Du machst weiter. Aber in dir formt sich ein Satz, der schwer auszusprechen ist: „Wie halte ich mich zusammen, wenn meine innere Welt auseinanderfällt?“
Genau dort beginnt das, was wir Krise nennen. Nicht im Ereignis. Sondern in der Erschütterung, die es in dir auslöst.
1. Wenn die Krise nicht im Außen, sondern in dir entsteht
Es gibt äußere Auslöser, ja. Aber der eigentliche Sturm beginnt im Kopf:
- Gedanken, die sich überschlagen
- Worst-Case-Szenarien, die größer werden als die Realität
- Bilder, die du nicht stoppen kannst
- Bedeutungen, die du hineininterpretierst
- Bewertungen, die alles noch enger machen
Es ist nicht „nur Stress“. Es ist der Verlust von innerer Ordnung.
„Stress entsteht selten durch das, was passiert, sondern durch das, was wir in uns daraus machen.“
Das bedeutet nicht, dass die Situation leicht ist. Im Gegenteil.
Es bedeutet:
Du bist nicht verrückt.
Du bist nicht „zu empfindlich“.
Du bist nicht schwach.
Du bist ein Mensch, dessen inneres System versucht, mit etwas umzugehen, das größer ist als seine bisherigen Muster.
2. Die unsichtbare Mechanik: Warum Krisen im Kopf beginnen
Prof. Dr. Dirk Wolff beschreibt es so: Krisen sind selten das Ereignis selbst. Sie sind die Welt, die sich danach in dir formt. Denn dein Kopf arbeitet nicht in Fakten. Er arbeitet in Möglichkeiten, Risiken und Bildern.
Das Unterbewusstsein sucht Orientierung. Die Psyche sucht Halt. Und was entsteht, fühlt sich manchmal an wie ein eigener Kosmos:
- Szenarien, die du nicht stoppen kannst
- Interpretationen, die sich festsetzen
- Gedankenschleifen, die dich wachhalten
- Emotionen, die schneller sind als dein Verstand
„Krisen beginnen im Kopf, weil unser Denken in Szenarien arbeitet, nicht in Tatsachen.“
In dir entsteht eine Version der Zukunft, die dich überfordert. Und diese innere Welt bestimmt plötzlich dein Fühlen, dein Handeln, dein Atmen. Die Krise ist nicht das Ereignis. Sie ist der Moment, in dem du den Kontakt zu deiner inneren Linie verlierst.
3. Der Weg zurück: nicht beschleunigen, sondern bewusstwerden
In solchen Momenten probieren wir oft eins: Augen zu und Fuß aufs Gaspedal. Handeln. Lösen. Organisieren. Beschleunigen.
Doch der Satz, den Dirk in der Podcast-Folge bei “Unterm Strich” bringt, verändert alles:
„Mach langsam, wenn du es eilig hast.“
Nicht als Floskel. Sondern als Überlebensstrategie. Langsam werden bedeutet:
- Die Bilder sortieren, statt sie zu bekämpfen
- Die Realität wiederfinden
- Eine Entscheidung zu treffen, die nicht aus Angst geboren ist
- Den Körper spüren, bevor du etwas veränderst
- Ein inneres „Ja“ und „Nein“ wieder unterscheiden können
„Du gewinnst deine Handlungsfähigkeit zurück, wenn du nicht mehr der Krise in deinem Kopf folgst, sondern der Realität vor dir.“
Handlungsfähigkeit ist nicht das Gegenteil von Angst. Es ist das Gegenteil von Ohnmacht. Und Ohnmacht beginnt dort, wo deine Gedanken stärker werden als deine Wahrnehmung.
Wenn du unterbrichst – nicht die Krise, sondern den Gedankenstrom – öffnet sich wieder ein Raum, in dem du entscheiden kannst.
4. Was dir in Momenten der Erschütterung wirklich hilft
Du brauchst kein sofortiges „Zurück ins Funktionieren“.
Du brauchst kein positives Denken.
Du brauchst kein neues Ziel.
Du brauchst einen Anker.
(1) Benenne die innere Welt, bevor du auf die äußere reagierst
„Ich habe Angst.“
„Ich verliere Orientierung.“
„Mein Kopf macht mich unruhig.“
Das ist kein Schwächebekenntnis. Es ist der Moment, in dem du dir selbst wieder nahekommst.
(2) Halte den Unterschied aus: Was ist wirklich – und was ist Vorstellung?
Nicht alles, was du fühlst, ist falsch. Aber nicht alles, was du denkst, ist wahr. Diese Unterscheidung ist ein Schlüssel.
(3) Hol dein Tempo zurück
Langsamer werden ist kein Verlust. Es ist die Rückgabe deiner Handlungsfähigkeit. In deiner Geschwindigkeit. In deiner Reihenfolge. In deiner Wahrheit.
Unterm Strich
Krisen beginnen nicht dort, wo das Leben schwer wird. Sie beginnen dort, wo du innerlich den Halt verlierst. Aber genau dort kann auch etwas anderes beginnen: Klarheit. Bewusstsein. Und die Fähigkeit, wieder zu handeln.
Nicht, weil die Krise weg ist. Sondern weil du zurückgekehrt bist – zu dir.
In Episode 2 von “Unterm Strich” spricht persolog CEO Debora Karsch mit Dirk Wolff darüber, wie innere Krisen entstehen, was Worst-Case-Szenarien mit uns machen, warum Gelassenheit mutiger ist als Tempo, und wie du in schweren Zeiten deine Handlungsfähigkeit zurückfindest.
Es ist ein Gespräch, das nicht beschwichtigt. Es erklärt. Es erdet. Und es gibt dir etwas zurück, das in Krisen so schnell verloren geht: den Kontakt zu deinem eigenen Kern.
Hör unbedingt rein, wenn du dich in diesen Zeilen wiederfindest.



