Stressoren im Training: Schwierige Teilnehmer

Stressoren im Training: Schwierige Teilnehmer

Es gehört wohl zu den wichtigsten Fähigkeiten eines Trainierenden, die Unterschiede zwischen Menschen zu akzeptieren. Jeder Mensch hat seinen eigenen Verhaltensstil, der sich in den Reaktionen auf die Umgebung äußert. Dieser Stil bestimmt auch, wie jeder sich als Seminarteilnehmende:r verhält.

Der Psychologe Carl Rogers formulierte das Schlagwort von der bedingungslosen positiven Achtung. Damit ist gemeint, dass wir versuchen, Menschen so zu akzeptieren, wie sie sind, anstatt sie zu kritisieren, weil sie anders sind als wir. Menschen haben ihre Gründe für ihre Verhaltensweise. Suche nach den Gründen und beantworte die Frage: „Welchen Nutzen kann ich daraus ziehen?“ Die meisten Menschen wachen morgens mit dem Wunsch auf, sich richtig zu verhalten. Es sind nur wenige „Terroristen“ darunter. 90 Prozent der problematischen Verhaltensweisen können durch gute Gruppenleitung und Trainingskenntnisse minimiert werden.

Aufgabe des Trainierenden

  1. Hilf dem problematischen Teilnehmenden dabei, eine positive Erfahrung zu machen.
  2. Minimiere die Auswirkungen auf andere.
  3. Wenn nötig, sprich mit ihm/ihr unter vier Augen.

Nachstehend werden einige typische schwierige Verhaltensweisen aufgeführt, die du bei Teilnehmenden deiner Seminare möglicherweise antriffst.

Wütende Teilnehmende

Der Wütende ist still und zurückgezogen oder beklagt sich ständig und stellt unangenehme, negative Fragen. Meist ist sein Groll gegen die Welt im Allgemeinen gerichtet, nicht gegen dich. Was kannst du tun?
  • Höre ihm zu, ohne ihn zu unterbrechen. Die meisten Feindseligkeiten können durch unvoreingenommenes Zuhören beseitigt werden.
  • Schaffe ein Klima, in dem alle Teilnehmenden über mögliche Frustrationen sprechen können. Lege einen Zeitrahmen dafür fest und halte dich daran.
  • Machen Übungen, bei denen die Teilnehmenden ihren Frust auf positive Weise abbauen können (Liste: „Probleme, die wir hier nicht lösen können“).
  • Sprich in der Pause mit ihm/ihr und suche nach Gemeinsamkeiten.

Streitsüchtige Teilnehmende

Der Streitsüchtige ist ständig anderer Meinung und will andere Teilnehmende und den Leitenden oder Trainierenden bloßstellen. Wie gehen wir mit ihm um?
  • Nenne Forschungsergebnisse und Fakten, zitiere deine Quellen. Sage: „xy schreibt in ihrem Buch …“. Die Argumentation wird schwieriger, wenn Beweise von Dritten vorliegen.
  • Wende dich an die Gruppe. Sage zum Beispiel: „Möchte jemand etwas dazu sagen?“
  • Vermeide es, dich auf Diskussionen einzulassen. Sage: „Ich verstehe deine Sichtweise. Glaubst du, dass …? Können wir uns darauf einigen, dass wir bei diesem Thema unterschiedlicher Meinung sind?“
  • Versuche, Streitpunkte zu beseitigen, indem du, wann immer es möglich ist, sagst: „Ich bin mit dir einer Meinung und auch die Gruppe scheint es zu sein. Möchte jemand etwas dazu sagen?“

Der Clown

Der Clown macht unpassende, störende Witze. Wie können wir mit ihm umgehen?
  • Versuche, seine Witze zu ignorieren. Fahre fort, ohne den Beitrag zu beachten.
  • Bitte den Teilnehmenden hin und wieder um ernsthafte Beiträge.
  • Erkenne seine wertvollen, ernsthaften Beiträge an.
  • Sage: „Ich glaube, ich habe den Witz nicht verstanden. Kannst du mir noch einmal erklären, was du meinst?“
  • Sprich unter vier Augen mit ihm/ihr und bitte ihn/sie, das Thema mit dem nötigen Ernst zu behandeln.

Meckernde Teilnehmende

Die Meckernden verstehen es meisterhaft, anderen die Schuld zu geben. Sie kritisieren, schimpfen und haben an Kleinigkeiten etwas auszusetzen. Im Umgang mit meckernden Teilnehmenden hast du folgende Möglichkeiten:
  • Schlage vor, zwei Minuten über das betreffende Thema zu diskutieren. Hole die Meinung anderer Teilnehmender ein und fahre nach einigen Minuten fort.
  • Stelle folgende Fragen: „Welche Ideen hast du, um mit … umzugehen?“, „Möchtest du, dass die Gruppe Möglichkeiten vorschlägt, mit diesem Fall umzugehen?“ oder „Hast du mit xy ehrlich darüber gesprochen, wie sie über die Sache denkt?“
  • Hilf dem Teilnehmenden, eine andere Sichtweise zu gewinnen. Frage: „Du hast uns gesagt, wie schlecht die anderen bei xy sind. Du bist sicher ein fairer Mensch. Kannst du irgendetwas Gutes an den anderen finden? Irgendetwas?“ Wenn er widerwillig eine Tatsache zugibt, frage: „Fällt dir noch etwas ein?“ Versuche zwei oder drei positive Aussagen von ihm und der übrigen Gruppe zu erhalten. Mithilfe einer T-Säule kannst du die positiven und negativen Aspekte skizzieren und ihm helfen, die Dinge von verschiedenen Seiten zu betrachten.
  • Gib ihm ein Überlegenheitsgefühl, indem du frühzeitig zugibst: „Ja, mit n.n. kann es ein Problem geben. Wir sind hier, um Lösungen dafür zu finden. Wenn du, die übrige Gruppe oder ich über Möglichkeiten nachdenken, um mit dieser Situation fertig zu werden, sind wir heute wirklich ein Stück weitergekommen. Wie können wir das erreichen?“
  • Lege ein Flipchart-Blatt mit der Überschrift „Probleme, die wir hier nicht lösen können“ an. Bitte den Meckerer, das Thema auf einen Notizzettel zu schreiben und ihn auf das Flipchart-Blatt zu heften. Biete an, das Thema an die zuständige Person oder Abteilung weiterzuleiten.

Ruhige Teilnehmende

Ruhige Teilnehmende sind zurückhaltend, scheu und sprechen nicht viel. Einige Vorschläge, wie du sie aus der Reserve locken kannst:
  • Lass die Teilnehmenden in kleinen Gruppen mit je vier bis sechs Personen arbeiten und führe ein Rotationsverfahren für die Gruppenleitung ein.
  • Unterhalte dich mit dem Ruhigen in der Pause. Das gibt seinem Selbstbewusstsein einen Schub und kann ihn ermutigen, sich intensiver zu beteiligen.
  • Nutze die Ketten- oder Staffelmethode, die darin besteht, die gleiche Frage mehreren Teilnehmenden hintereinander zu stellen.
  • Mache ermutigende Aussagen wie „Du hast mit … viel Arbeit geleistet. Können wir von deinen Erfahrungen profitieren?“
  • Lass die Teilnehmenden paarweise arbeiten. Der anschließend abzuliefernde Bericht soll in zwei Teilen erfolgen, wobei jede:r einen Teil übernimmt.

Feindselige Teilnehmende

Der Feindselige hat es auf ein wehrloses Opfer abgesehen. Für seine Attacken eignet sich natürlich auch der Trainierende. Er stellt unangenehme Fragen, um den Befragten bloßzustellen oder zu ärgern. Was kannst du in diesem Fall tun?
  • Bleib ruhig und formuliere die Frage mit weniger aggressiven, objektiveren Begriffen neu.
  • „Offensichtlich ist das für dich ein Reizthema. Möchtest du die Meinung der Gruppe dazu hören?“ Oder nimm die Sache mit Humor. Lächel und sage dabei: „Es wäre nicht schlecht, [Name], wenn du uns sagen würdest, wie du wirklich darüber denkst.“
  • Nähere dich physisch. Gehe auf den Feindseligen zu, während du sprichst. Halte deinen Blick auf die anderen gerichtet. Indem du sein „Territorium“ verletzt, kannst du seinen Widerstand verringern.
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